Wir sind gegen eine Jetski-Trainingsstrecke auf der österreichischen Donau!
Als ich im Sommer einen Anruf eines Gemeinderats aus St. Pantaleon-Erla
bekam, dachte ich zuerst an einen Scherz. Bei der Überströmstrecke an der Donau sei eine Jetski-Trainingsstrecke geplant. Mir war es von Anfang an ein Rätsel, wie sich diese Strecke mit dem Naturschutz vereinbaren lässt.
Denn unweit der geplanten Strecke befindet sich ein Seeadlerhorst, den ich seit einigen Jahren beobachte. Im Schnitt wurden dort ein bis zwei Jungvögel pro Jahr flügge, einmal sogar drei. Der Horst stellt eine ornithologische Sensation dar, da er die westliche Verbreitungsgrenze der Seeadler an der Donau markiert. In diesem Jahr brütete zusätzlich auch ein Kaiseradlerpaar im Augebiet. Ich machte mir ein Bild von der Situation und und schrieb meine Bedenken an die zuständige Bezirkshauptmannschaft.
Im September 2019 kam es dann im Gemeindeamt St. Pantaleon-Erla
zur Verhandlung, bei der es aufgrund der Naturschutzbedenken zu keinem Verhandlungsergebnis kam. Erstaunt war ich von den beiden Antragstellern, die sehr wortkarg agierten und nur gelegentlich unfreiwillig für Lacher sorgten.
Nachdem, was ich dort erlebt hatte, war es selbst für mich als Motorsportfreund klar: so etwas hat dort keinen Platz. Die Sache wirkte unausgegoren und naiv.
In den kommenden Monaten begann ich mich ein wenig in der Jetski-Szene umzusehen, aber ich fand sie nicht wirklich. Die Website des Vereins
war seit dem Jahr 2011 verwaist. Andere Vereine dürfte es offenbar nicht geben. Auf Youtube fand ich ein paar kindlich naive Videos, ansonsten nur Medienberichte über Unfälle oder chaotische Zustände bei Veranstaltungen.
Nach der Verhandlung im September 2019 verging eine lange Zeit und die Sache schien bereits vergessen. Im Frühjahr 2021 verdichteten sich allerdings die Gerüchte, dass die Jetski-Strecke nun doch bewilligt werden sollte - wenn auch unter bestimmten Auflagen.
Plötzlich liefen die Telefone heiss, denn niemand in der Region konnte verstehen, dass ausgerechnet an dieser Stelle so etwas genehmigt werden sollte.
Es gab zahlreiche Medienberichte, es wurden Unterschriftenlisten aufgelegt und zwei Onlinepetitionen gestartet. Im Sommer bekundenten insgesamt mehr als 3000 Bürger mit ihrer Unterschrift ihr Mistrauen.
In verschiedenen Medien wurde die Sache diskutiert, interessant war nur, dass sich kaum Befürworter der Jetski-Strecke zu Wort meldeten. Die Antragsteller waren indes gänzlich von der Bildfläche verschwunden, beteiligten sich weder an Diskussionen, noch waren sie für Medienvertreter erreichbar.
Faktencheck:
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Auf der Donau hat das damalige Verkehrsministerium 2019 unter Bundesminister Norbert Hofer eingeschränkte Möglichkeiten an drei Bereichen festgelegt, in welchen künftig auf der Donau Waterbikes genutzt werden können:
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Strom-km 2152,00 bis 2149,90 - linkes Ufer bei Feldkirchen
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Strom-km 2085,500 bis 2084,00 - zwischen Insel Hochau und dem rechten Ufer bei Ardagger - hier ist aktuell ein Verfahren anhängig. Diese Strecke befindet sich im Nahbereich des Naturschutzgebiet Insel Hochau und des Natura 2000 Gebiets Machland Nord. Der Bereich ist Brutgebiet zahlreicher bedrohter Vogelarten.
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Strom-km 2108,500 bis 2014,300 - rechtes Ufer bei St.Pantaleon-Erla - auch hier ist ein Verfahren anhängig. Für den Bereich um St.Pantaleon-Erla wurde die Errichtung der Jetski-Strecke beantragt und die Verankerung von drei Bojen bewilligt. Durch den Einspruch der Gemeinde wurde die Verankerung der Bojen im Oktober 2021 untersagt. Die Strecke in St.Pantaleon-Erla ist nur über den Uferbegleitweg erreichbar und liegt mitten im Augebiet. Die Einstiegstelle (Slipanlage) befindet sich unweit eines Seeadlerhorstes. Die kompette Strecke ist Rückzugsgebiet zahlreicher bedrohter Tierarten. Im Bereich der geplanten Jetski-Trainingsstrecke gibt es keinerlei touristische Infrastruktur (keine WC-Anlangen, keine Gastronomie, keine Beherbergungsbetriebe, keine öffentlichen Strassen).
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Der durch die Jetski verursachte Lärm breitet sich entlang der Donau aus und es wird in Au an der Donau, am gegenüberliegenden Donauufer, zu einer starken Lärmbelästigung führen.
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Der Jetski Betrieb ist hauptsächlich an den Wochenenden geplant, zu einer Zeit, zu der die Bewohner ihre Ruhe haben wollen.
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Die Gemeindevertreter von St. Pantaleon-Erla
und Naarn sprechen sich fraktionsübergreifend gegen die Jetski-Trainingsstrecke aus. Im Jahr 2021 wurden bereits ca. 3000 Unterschriften gegen die Trainingsstrecke gesammelt.
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Bis jetzt kam es nie zu einer Bewilligung. In Strengberg wurden tausende Unterschriften gegen dieses Projekt gesammelt, auch in St.Pantaleon-Erla ist massiver Widerstand seitens der Anrainergemeinden vorhanden. Auf www.waterbike.at finden sie eine umfangreiche chronologische Dokumentation der Ereignisse in Form von zahlreichen Presseartikeln.
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Man kann es drehen und wenden: es gibt keinen umweltfreundlichen Motorsport. Auch wenn man versucht, die Dinge kleinzureden, die Lärm- und Umweltbelastung bleibt hoch, vor allem, wenn sich unter den Fahrzeugen veraltete Geräte befinden, die nie einer Überprüfung unterzogen wurden.
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